Autor: Martin Milinovsky

Blog 29.11. 02:30 Ortszeit (-3 Stunden)
Mindelo, Kap Verden, nach sieben Tagen am ersten Ziel. Essen in der ‚Floating Bar‘ in der Marina, danach Rundgang durch die nächtliche Stadt und ein paar Bier in einer Bar. Irgendwie unwirklich, keine Wache, kein Schaukeln, viele Schiffe, Marina mit Toiletten, das Knarren der Festmacher, Windstille, Ruhe. Einige Landtage mit Ausflügen, freundliche Leute. Es ist angenehm warm. Bunte, kleine Häuser. Eine ganz eigene Stimmung mit den Seglern aus aller Herrn Länder. Beim Anmelden in der Martina hat uns spontan ein abreisender Segler sein Guthaben für die Duschen geschenkt, alle grüßen freundlich. Zurück in der „Zivilisation“ – was auch immer das heißt. Morgen/heute ist Einklarieren am Programm und die Probleme mit dem Getriebe beheben. Die nächsten Tage Erkunden der Insel per Bus oder Mietauto, Einkaufen.

Blog 28.11. 12:40 Ortszeit
Nach knapp 1000 sm hat Franz um 12:40 erstmals im Dunst den 1997 m hohen Tope de Coroa gesichtet, hurra!!! Es trennen uns noch ca. 35 sm von Mindelo! Als sichtbares Zeichen dass Land in der Nähe ist haben gerade zwei weiße Vögel auf der Reling Platz genommen und rasten sich aus.
Position: 17.391N, 24.668W

Blog 28.11. 7:15 Ortszeit
Spannende Wache ab 5 Uhr: Wind 3-7 Bft, sehr böig aus SE, kurzzeitig Regen, noch 73 sm bis Mindelo
Position: 17.917N, 24.299W

Blog 27.11. 17:15 Ortszeit
Heute haben wir erstmals fliegende Fische gesehen, ca. 20cm lang, springen aus dem Wasser, spritzen ihre Flossen und segeln unglaublich lange knapp über der Wasseroberfläche. Toll anzusehen. Eigentlich war heute der erste Segeltag, wie wir sie jeden Tag von den Kanaren zu den Kap Verden haben hätten sollen: den ganzen Tag mit dem Parasail immer zwischen 6 und 7 Knoten, endlich ohne Motor. Am Nachmittag hat es kurz getröpfelt und wir haben schon auf eine gratis Bootswäsche gehofft, war aber gleich wieder vorbei.
Position: 19.096N, 23.429W

Blog 27.11. 04:00 Ortszeit
Leider immer noch nur sehr schwacher Wind von 1-2 Bft, allerdings wenigstens aus der richtigen Richtung, NE. Wir haben Glück, dass dieses Schiff so große Dieseltanks hat, sonst wären wir bei weitem noch nicht so weit wie wir sind: noch 230sm bis Mindelo. Ankunft trotzdem wahrscheinlich erst am Mittwoch. Heute auch wieder Wale gesehen. Zum Abendessen Franz’s „Bordnudeln“: Teigwaren mit allem was der Kühlschrank hergibt. Da Franz und Thomas noch nichts gefangen haben wurde der Einsatz erhöht: wenn einer der beiden einen Fisch größer als 40cm fängt, muss der Verlierer eine (gute) Flasche Whisky kaufen.
Position 27.11. 05:00 UTC: 20.166N, 22.624W

Blog 27.11. 03:30 Ortszeit
Der Alptraum jedes Seglers ist, über Bord zu gehen und das Schiff mit Autopilot weiterfahren zu sehen: bei 6kn Geschwindigkeit oder mehr hat man keine Chance das Schiff zu erreichen, und sollten Mitsegler an Bord sein, so schlafen die sehr wahrscheinlich während der Nachtwache. Gleich danach in der Kiste der Horrorszenarien kommt, zum Wachwechsel zu erscheinen und den Wachhabenden nicht vorzufinden. In der Nacht ist die Wahrscheinlichkeit denjenigen zu finden fast Null.
Aus diesem Grund haben wir vereinbart, das Cockpit während der Nacht nur mit Automatikschwimmweste und Lifebelt gesichert zu verlassen, auch wenn man nicht alleine ist. Das Finden und Bergen eines Überbordgegangenen ist schwierig, selbst wenn ein zweiter das Überbordgehen sofort bemerkt. Weiters haben wir eine automatische Leuchtboje gleich neben dem Eingang in die Kajüte, um sie dem Überbordgegangenen nach werfen zu können.

Blog 26.11. 12:00 Ortszeit
Spiegelglatte See, nur sehr lange Dünung, die das Schiff langsam hebt und senkt. Heute erstmals Baden im Atlantik, Wassertemperatur 24.5°C! Herrlich, selbst für mich „Warmduscher“, aber doch auch ein bisschen unheimlich, so mitten im Nichts hinter dem Schiff zu schwimmen. Vormittags haben wir wieder Wale gesehen: im Gegensatz zu den Delfinen sehr majestätisch, langsames Auftauchen, Ausblasen und wieder Abtauchen. Mit dem Watermaker haben wir heute erstmals rund 140l Süßwasser erzeugt, funktioniert tadellos. Franz und Thomas konkurrieren inzwischen beim Fischen, bis dato aber noch nix gefangen.
Position: 21.3877N. 21.7350W

Blog 26.11. 03:20 Ortszeit
Kurs laut Kompass kontrollieren, Windrichtung und -stärke und Geschwindigkeit kontrollieren, nach hinten auf die Backbordseite und Sichtkontrolle auf andere Schiffe in der Finsternis, horchen, rüber auf die Steuerbordseite und ebenfalls Sichtkontrolle und horchen, rein zum Navigationstisch und am Kartenplotter die Umgebung auf AIS- oder Radarsignale anderer Schiffe absuchen, wieder raus zum Steuerstand. Warten. Kurs laut Kompass kontrollieren, …
Eine endlose Abfolge immer gleicher Tätigkeiten um sicherzustellen, dass wir niemanden über den Haufen fahren, uns niemand über den Haufen fährt und wir möglichst rasch ans Ziel kommen.

Blog 25.11. 20:00 Ortszeit
Um 16 Uhr haben wir uns nach erneuter Konsultation des Wetterberichts entschlossen doch Segel zu setzen und dem Geschaukel ein Ende zu machen. Auf Grund der nicht optimalen Windrichtung mussten wir zwar ziemlich Richtung Afrika laufen, aber wir zogen mit 7-8 kn dahin, und es war wesentlich ruhiger. In der Nacht oder morgen sollten wir dann endlich nördliche Winde bekommen. Kurz vor dem Abendessen (das letzte Frischfleisch: Ripperl mit Rosmarinkartoffel) noch eine Wende Richtung offene See. Jetzt liegt das Schiff zwar nicht mehr so ruhig, da wir gegen die Dünung laufen, aber wir kommen unserem Ziel Mindelo wieder näher. Heute haben wir kein einziges Schiff gesehen, weder mit freiem Auge noch am Radar noch am AIS.
Ich gehe jetzt schlafen, um das Defizit der letzten Nacht aufzuholen; um 2 Uhr beginnt meine nächste Wache.

Blog 25.11. 15:15 Ortszeit
Unendliches Geschaukel den ganzen Tag: immer noch hohe Dünung aus W, Wind mit 3-4Bft und überlagerten Wellen ganz genau von unserem Ziel Mindelo. Es kracht, ächzt, scheppert ohne Unterlass und wenn wieder mal eine besonders fiese Welle gegen den Rumpfteil in der Mitte zwischen den Bügen knallt denkt man, das Schiff bricht auseinander. Die Nacht scheint nicht besser als die letzte zu werden, wo wir alle, besonders aber Franz und ich in den vorderen Kabinen, wenig Schlaf gefunden haben. Ein Nachteil des Katamarans: am Wind kreuzen geht nicht wirklich gut. Wir hoffen alle auf besseren Wind morgen …
Position: 22.3437N, 20.7602W